Kiel hat einen eigenen Fernsehsender: KielTV. Nicht weiter erwähnenswert, viele Städte haben einen offenen Kanal, ein Bürgerfernsehen oder wie man auch immer man das nennen darf. KielTV hängt qualitativ allerdings mächtig durch – da möchte ich gar nicht weiter drüber schimpfen, schliesslich muss ich das nicht gucken. Ausserdem könnte ich, wenn es mich zu sehr stört, selbst mitmachen und versuchen es besser hinzukriegen.
Auf meiner Kanalbelegung ganz hinten gelegen, stolpere ich nur selten über den Sender. Meist ist eh nur ein Testbild mit dem Radioprogramm von KielFM zu sehen. Eben jedoch habe ich länger zugeschaut, bei der alten Aufzeichnung «Kiel TV-Bühne: It’s talktime / Talkshow aus dem Theater Itzehoe am 18.12.1998».
Auf einer Bühne stehen drei Sofas. Jeweils aussen sitzt ein Moderator, in der Mitte der Gesprächspartner. Das sieht für sich schon recht schäbig aus, da die Sofas farblich dermassen daneben sind. Die Sitzfläche: weiße Sterne auf blauem Grund, der Rest rotgestreift auf weißem Grund. Das klingt zwar schwer nach den Farben der US-Flagge, erinnert beim Blick auf den TV-Schirm aber kein bisschen daran. Durch die breite Sitzflächen sitzen die Moderatoren schwer nach vorne gebeugt und in Richtung Gast .. ich merke ich schweife ab.
An den Gast beim Hereinzappen kann ich mich gar nicht erinnern, denn nach kurzer Zeit wurde HG Francis begrüsst. Wegen ihm bin ich hängegeblieben, denn HG Francis ist zumindest mir ein Begriff. Ohne mich darauf vorbereitet zu haben. Den Moderatoren war dieser Mann jedoch wohl völlig unbekannt. Auf ihren Vorbereitungszetteln waren zwar Biographie-Daten, aber die halfen nicht so recht weiter. Nach einem unbeholfenen Anfang bei dem klar wurde, dass Hans Gerhard Franciskowsy aus Itzehoe stammt und in Hamburg studiert hat, platzte die Bombe: er wurde Schriftsteller. Wow.
Moderator: «Und das machen sie hauptberuflich? Kann man denn davon leben?»
HG Francis: «Ja.» (schmunzelt)
Hallo? Der Mann ist ein bekannter Science-Fiction-Autor und hat über zweihundert Perry Rhodan-Folgen geschrieben und an die hundert goldene Schallplatten für seine Hörspiele bekommen. Zugegeben, die Anzahl seiner Hefte und die goldenen Schallplatten habe ich nachgeschlagen, aber hey – wenn man einen Gast erwartet bereitet man sich doch vor. Oder bin ich der einzige, dem es bei den Erinnerungen an «Die Nacht der Todes-Ratte» aus seiner Grusel-Serie wieder kalt den Rückern runterläuft?
HG Francis hat die Talkrunde jedoch hervorragend gemeistert. Der Mann kann einfach glänzend erzählen. Als der Jüngere der beiden Moderatoren erkannte, wen er neben sich sitzen hatte, erinnerte er sich auf einmal, dass der Name auch auf seinen ???-Kassetten stand. Er erkannte, welche Menge an Werken unter dem Pseudonym HG Francis erschienen sind.
Moderartor: «Wann machen sie mal Pause?»
HG Francis: «Wenn meine Frau mich zum Kaffee ruft.«
Die Fragen erschöpften sich dann doch recht schnell und es entstand eine Pause.
HG Francis: «Ihnen fällt nix mehr ein? Ich darf also zu meinem Bier zurückkehren? Danke.»
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