Ich bin auf dem Weg nach Trier und eigentlich mag ich Bahnfahren. Die Strecke zu meiner alten Heimat dauert zwar acht Stunden und mit dem Auto schafft man die 700 Kilometer in der Regel schneller – ist aber am Ende meist aber echt kaputt, gerade wenn man alleine fährt.
Bahnfahren kann dagegen echt entspannend sein. Heute war jedoch schon nach rund 15 Minuten Schluß, da sich kurz hinter Neumünster jemand vor den Zug geworfen hat. Schlimm und nervig ist dabei gar nicht mal die Tatsache, dass wir an die eineinhalb Stunden standen (immerhin im Bahnhof, so konnte man sich auch raus in die Sonne setzen). Richtig nervig sind eher die Mitreisenden, die selten Bahn fahren. Die trifft ein solcher Stopp geradezu mit hundertprozentiger Sicherheit. Zeter und Mordio am Handy, wenn die ganze Sippschaft angerufen wird und erzählt werden muss, wie unmöglich das alles ist, dass man jetzt hier schon seit über einer Stunde festhängt und als Entschädigung gerade mal ein Freigetränk erhält.
Mittlerweile wurde unser ICE, der mich eigentlich bis Koblenz bringen sollte, gestoppt und es geht in einem IC weiter. In Trier werde ich wohl etwa drei Stunden später ankommen. Aber hey, auch mit dem Auto habe ich schon mal elf Stunden gebraucht. Irgendwie sehe ich der Sache gelassen entgegen. Die Bahn kann schliesslich auch nix dafür, wenn sich jemand der seinem Leben ein Ende bereiten will, gerade eine Stelle aussucht, an der er damit den kompletten Verkehr stoppt. Wie wär’s mit einem Faltblatt für Vor-den-Zug-Springer, in dem gezeigt wird, wo sie den Verkehr am wenigsten aufhalten.
Auf komische Ideen kommt man, wenn man die Landschaft an sich vorbeirauschen sieht.